Haci Orman arbeitete bei verschiedenen Zeitungsverlagen und Radiosendern. Er war Chefredaktor des «Speaking Magazine», der ersten Kunstzeitschrift der Türkei für Menschen mit Sehbehinderung.
Er übernahm die kurdische Produktion von Harold Pinters Bühnenstück Mountain Language. Er arbeitete als Bildungsexperte für Menschenrechts- und Kulturpolitik für mehrere NRO in der Europäischen Union. Zusammen mit Ragıp Zarakolu verfasste er mehrere Bücher über den Völkermord an den Armeniern. Er wurde zweimal aus politischen Gründen inhaftiert.
Im Jahr 2015 drehte er den Kurzfilm «Homo Politicus» über den historischen Dialog zwischen dem deutschen Pfarrer Lepsius und dem türkischen General Enver Pascha und wurde 2016 zum Europarat eingeladen. Darüber hinaus wurde Homo Politicus für das Programm 2023 des Lausanner Geschichtsmuseums ausgewählt.
Im Jahr 2020 drehte er seinen ersten Spielfilm «Going Blind». Haci Orman verließ die Türkei 2021, da ihm eine Haftstrafe von insgesamt 25 Jahren drohte. Er lebt heute in der Schweiz.
Awards
2021, 12. Apchat – Issoire International Film Festival, Best Film, Going Blind
2020, Istanbul International Film Festival, Best Actor, Going Blind
2020, Bosphorus Film Lab, Work in Progress, Going Blind
2015, Armenia – Turkey Cinema Platform, Honorable Mention, Homo Politicus
Synopsis
Guilty erzählt die Geschichte eines historischen Mordes und seiner engen Verbandelungen mit dem Völkermord am armenischen Volk von 1915. Der Film spielt in einem deutschen Gerichtsgebäude im Sommer 1921, zeigt aber durch eine Reihe von Rückblenden ein Bild der Dämmerjahre des Osmanischen Reiches zwischen 1915-1920.
An einem Frühlingsmorgen ereignet sich am helllichten Tag ein Mord in der Hardenbergstrasse, in Berlin (Charlottenburg). Das Opfer ist der osmanische Innenminister der Kriegszeit, TALAT PASHA (47). Der Täter, ein junger Armenier namens SOGHOMON TEHLIRIAN (24), hat bei der Massendeportation der Armenier im Jahr 1915 seine gesamte Familie verloren.
In Berlin tagt ein Gericht zum Prozess gegen Soghomon Tehlirian. Der Staatsanwalt ist sich sicher, dass Talat Pascha das Opfer eines vorsätzlichen Attentats war. Der Verteidiger behauptet jedoch, dass Tehlirian an einem langwierigen Trauma leidet und zum Zeitpunkt des Geschehens nicht im Besitz seiner geistigen Kräfte war. Damit ruft das Gericht professionelle Experten auf, um Tehlirians geistige Gesundheit zu beurteilen. Die Begutachtung wird im Gerichtssaal durchgeführt, wo Tehlirian durch psychotische Reaktionen und gelegentliche epileptische Anfälle auffällt.
Dabei wird auch eine unvorstellbare menschliche Tragödie während der osmanischen Deportation der Armenier im Jahr 1915 aufgedeckt. Das internationale Medieninteresse an dem Prozess und die Proteste aus der muslimischen Welt setzen Deutschland unterdessen zunehmend unter Druck. Als die Anklage zu beweisen wagt, dass Tehlirian mit einer geheimen armenischen Organisation in Verbindung steht und die Verteidigung von Lobbyisten aus der armenischen Diaspora finanziert wird, steigen die Spannungen.
Die Verteidigung ruft eine Reihe prominenter Zeugen auf, darunter Johannes Lepsius, ein deutscher Theologe, der zur Zeit des Völkermordes im Osmanischen Reich war, den amerikanischen Botschafter Henry Morgenthau, den Schweizer Chirurgen Jakop Künzler und den deutschen General Liman von Sanders. Die Aussagen von Künzler und Lepsius sind besonders erschütternd. Anspielungen auf die Rolle Deutschlands bei der Deportation der Armenier führen zu politischem Druck auf den vorsitzenden Richter.
Obwohl das Gericht verpflichtet zu sein scheint, Tehlirian des Mordes “schuldig” zu sprechen, ist Talat Pascha eindeutig nicht unschuldig. Ausserdem wird sich der deutsche Staat bei einer Fortsetzung des Prozesses dem Vorwurf der Unterstützung der armenischen Deportationspolitik ausgesetzt sehen. In diesem Fall werden die Zeugenaussagen abgebrochen, Tehlirian wird übereilt freigesprochen, und es entsteht ein philosophisches Dilemma.
Guilty lenkt den Fokus auf den selten thematisierten Völkermord am armenischen Volk im Jahre 1915. Darüber hinaus lässt er uns über gesellschaftliche und moralische Werte wie Verbrechen und Vergeltung, Strafe und Gesetz, Gerechtigkeit und Milde nachdenken.